In Deutschland findet man in jedem Haushalt mindestens einen Staubsauger. Aber wann wurde der eigentlich erfunden und was hat man vorher gemacht?

Die Erfindung des Staubsaugers hängt eng mit der Verbreitung von Teppichen zusammen. Denn bevor Teppichböden beliebter wurden, waren auch in den edelsten Adressen Hartfußböden üblich, für die man nicht zwingend einen Staubsauger brauchte. Hier wurden die Böden einfach ganz klassisch gewischt oder gekehrt und niemand hat den noch nicht entwickelten Staubsauger überhaupt vermisst. Die erste Frage die sich hier stellt ist also folgende: Woher kommt der Teppich und wer hat ihn erfunden?

Der Teppich – so alt wie die Menschheit

Tatsächlich ist das Flechten von flachem Gewebe so alt wie die menschliche Kultur. Bereits vor mehreren Tausend Jahren wurde in nomadischen und auch in bäuerlichen Kulturen geflochten. Die vermutlich sehr harten, aber eben auch robusten Erzeugnisse fanden hier in der Regel dann vor dem Eingang der Unterkunft Platz. Ein klassischer Fußabstreifer also. Auch die wesentlich komplexeren, geknüpften Teppiche haben ihren Ursprung weit in der Vergangenheit. Der früheste bisher entdeckte Nachweis für so einen Teppich ist rund 2.500 Jahre alt und wurde in einer Grabstätte im Süden Sibiriens gefunden. Den Weg in den Westen fanden die ersten Teppiche dann schließlich mit Alexander dem Großen, etwa vor 2.200 Jahren.

Das waren aber natürlich nur Vorläufer und sorgten keineswegs für eine weite Verbreitung von Teppichen im Abendland. Erst mit den Mauren kam die Kunst des Teppichknüpfens vor rund 1.300 Jahren nach Spanien. Daraus resultierend entwickelte sich in einigen spanischen Städten eine frühe Teppichindustrie, die entscheidend zur Verbreitung in Europa beitrug. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden dann auch in anderen europäischen Ländern Teppiche produziert. Zunächst im heutigen Deutschland und der Schweiz, etwas später auch in Belgien, den Niederlanden, Frankreich und England. Zu der Zeit waren Teppiche natürlich reine Luxusobjekte und weit vom damaligen Durchschnittshaushalt entfernt. Erst mit der Industrialisierung und der maschinellen Produktion wurden Teppiche deutlich günstiger und fanden ihren Weg auch zum Otto Normalverbraucher. Genau zu der Zeit wurde dann auch die Frage der Reinigung immer dringlicher. So war es bis dahin üblich die Teppich draußen aufzuhängen und auszuklopfen. Eine einfachere Lösung musste her, am besten eine, bei der der Teppich einfach am Boden liegen bleiben kann.

Die Vorläufer des Staubsaugers

Ab Mitte des 19. Jahrhundert wurde dann an solchen Geräten gearbeitet, wobei die ersten Modelle noch sehr weit von einem modernen Staubsauger entfernt waren. Die ersten Versuche lassen sich dabei grob in zwei Kategorien einteilen, Teppichkehrer und manuelle Staubsauger. Teppichkehrer waren von Beginn an durchaus praktikabel und kamen dementsprechend auch viele Jahrzehnte, bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, zum Einsatz.

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Werbung für einen Staubsauger im Jahr 1910.

Die ersten Geräte wurden von Daniel Hess um 1860 in Iowa und einige Jahre später auch von Melville Bissell, ebenfalls in den USA, entwickelt. Die Kehrer ähnelten in der Funktionsweise einem manuellen Rasenmäher, wo die rotierenden Klingen durch das Schieben angetrieben werden. Bei den Teppichkehrern wurden so Bürsten in Gang gesetzt, die Schmutzpartikel aus dem Teppichen aufwirbeln und in einen Auffangbehälter befördern sollten. Die Geräte der Kategorie „Manuelle Staubsauger“ waren dagegen deutlich weniger praxistauglich. Sie waren groß, schwer und alles andere als komfortabel zu bedienen. Dabei musste ständig gepumpt werden, um den den nötigen Luftstrom zu erzeugen. Außerdem handelte es sich hier weniger um Staubsauger, als viel mehr um Staubbläser. Die Geräte setzten sich dementsprechend auch nicht durch und blieben immer Exoten.

Als Ende des 19. Jahrhunderts dann die Industrialisierung voll einsetzte, wurde auch vermehrt an automatischen Staubsaugern gearbeitet. Hier sollte zunächst mit einer Dampfmaschine, einem Verbrennungsmotor und später mit elektrischer Energie der nötige Luftdruck erzeugt werden. Eines der ersten Modelle wurde von John Thurman 1898 in den USA zum Patent angemeldet. Auch hier handelte es sich um einen Staubbläser und zwar um einen richtig großen. Das Gerät wurde durch einen Verbrennungsmotor angetrieben und mit Hilfe eines Pferdekarrens durch die Straßen gezogen. Der „Staubsauger“ wurde dann vor dem Haus eines Kunden geparkt und die Räume wurden mit langen Schläuchen sauber geblasen. Die ersten richtigen Staubsauger wurden dann Anfang des 20. Jahrhundert vom Briten Hubert Cecil Booth und dem Amerikaner David Kenney unabhängig voneinander entwickelt. Doch auch die beiden Geräte waren alles anderes als transportabel. Der Staubsauger von Kenney etwa wog knapp 2 Tonnen und wurde mit einer Dampfmaschine betrieben.

Die ersten „richtigen“ Staubsauger

Erst mit der Verbreitung von elektrischem Strom konnten die entwickelten Modelle deutlich kleiner und leichter gebaut werden. So hat im Jahr 1907 der amerikanische Hausmeister James Murray Spangler den ersten elektrischen und tragbaren Staubsauger entwickelt und zum Patent angemeldet. Da ihm allerdings das, für die Produktion, nötige Kapital fehlte, hat er das Patent schließlich verkauft. Der Unternehmer William Henry Hoover war der Nutznießer. Er entwickelte den ursprünglichen Entwurf weiter und brachte das Model O schließlich 1908 für 60 Dollar (inflationsbereinigt heute etwa 1.700 Dollar!!) auf den Markt. Nur wenige Jahre später hat Hoover dann übrigens auch schon den wegwerfbaren Staubbeutel entwickelt. Die ersten europäischen Staubsauger kamen 1910 von der dänischen Firma Fisker und Nielsen, 1921 vom schwedischen Electrolux und in den 1930er Jahren dann schließlich auch von der deutschen Firma Vorwerk auf den Markt.

Lange Zeit waren Staubsauger trotzdem ein Luxusobjekt, das sich ausschließlich die reiche Gesellschaftsschicht überhaupt leisten konnte. Erst nach dem zweiten Weltkrieg hat sich das in den Wirtschaftswunderjahren schließlich geändert. Moderne Produktionsmethoden erlaubten deutlich günstigere Verkaufspreise und so wurden Staubsauger in den 1950er und 60er Jahren zum Standard in Haushalten der westlichen Mittelschicht. Da es in vielen anderen Regionen, etwa in Asien, weit weniger üblich ist, die Wohnräume mit Teppich auszulegen, sind hier auch Staubsauger viel seltener.

Vom Pferdekarren zum Saugroboter

Der Weg von den ersten, tonnenschweren Staubbläsern hin zu ultrakompakten Handstaubsaugern oder gar Saugrobotern, war also ein langer. Beim nächsten Entleeren des Roboters sollte man also mal kurz innehalten und wertschätzen, dass kein Pferdekarren vor der Tür parkt.